Die Elite der Vermögensverwalter 2015
Die Zügel fest im Griff
Es heißt, die bedeutendste Erfindung der Bankindustrie war einst der Geldautomat. Möglicherweise wird in einem Geschichtsbuch aus dem 22. Jahrhundert diese Innovation als Beginn des Niedergangs einer ganzen Branche interpretiert: als Meilenstein im Bemühen die Kunden fern zu halten.
Von da an ging es Schlag auf Schlag. Die Kunden entdeckten, dass sie ihre Bank gar nicht brauchten. Konten wanderten dahin, wo die Waren lagerten: zu Amazon und Alibaba. Das Geld wurde virtuell, Guthaben-Zinsen abgeschafft. Wer ein Projekt finanzieren wollte, pries seine Idee im Netz an und suchte sich seine Investoren selbst. Übrig geblieben, so bilanziert unser Geschichtsbuch aus dem nächsten Jahrhundert, sind nur noch die Betreuer. Genauer: die Vermögensverwalter, die zuverlässig und nachvollziehbar, ehrbar und von Mensch zu Mensch ihrer Aufgabe nachgehen.
Zugegeben: Diese Mischung aus Horror- und Wunschvorstellung könnte im Detail auch etwas anders ausfallen. Aber der Trend wird stimmen: Wir Kunden erledigen unsere Geldgeschäfte zum größten Teil selbst. Nur bei wirklich anspruchsvollen Fragestellungen suchen wir Beratung. Für die Vermögensverwalter heißt das, dass sie ihre eigene Aufgabe gut erklären müssen. Um Vertrauen zu gewinnen, müssen sie verstanden werden. Und sie müssen damit leben, dass ihre Kunden ebenfalls keine Anfänger sind.
Wer zum Vermögensverwalter kommt, weiß genau, welche Leistung wieviel wert ist, wem er sein Vertrauen schenkt, wem er es lieber entzieht – und ob die Konkurrenz möglicherweise bessere Ergebnisse liefert. Unser Verhältnis zum Geld, das nur noch als Zahlenkolonne auf dem Bildschirm erscheint, kühlt sich ab – um so wichtiger ist es, dass die Beziehung zum Berater, der da ist, wenn es darauf ankommt, von Vertrauen geprägt bleibt. Schließlich wissen beide Seiten: Beziehungen sind die besseren Verhältnisse. Sie müssen gepflegt werden, und Sie sollten die Zügel im Griff halten.