Die Elite der Vermögensverwalter 2012
Warten auf Aufwind
Ich glaube, dass jede Bank ihr Gutes hat. Ich beglückwünsche jedes Unternehmen, Banken ausdrücklich eingeschlossen, dem es gelingt, eine ordentliche Rendite zu erwirtschaften. Und ich bin der Meinung, dass Banken für ihre Kunden, Aktionäre und Mitarbeiter das Beste herausholen müssen. Wenn diejenigen, die gegen die Macht der Banken auf die Straße gehen, von sich sagen, sie seien 99 Prozent, dann bin ich eben das eine Prozent. Ich sage: »Wir brauchen mächtige Banken.«
Natürlich haben es viele Banker arg getrieben. Sie haben dafür gesorgt, dass die alte Normalität in Vergessenheit geraten ist. Sie hatte darin bestanden, dass der Bürger sparte, dass er sein Geld zur Bank brachte, dass die es dann an Investoren verlieh, welche es mit Zinsen zurückzahlten. So wuchs Wohlstand. Inzwischen gibt es Wohlstand vor allem auf Pump, weil Banken dazu beigetragen haben, dass nicht nur echtes Geld verliehen wird, sondern dass sich rund um diesen einfachen Vorgang eine Welt der Finanzinstrumente entwickelt hat, die alles andere als durchsichtig ist. Es gibt Derivate, Zertifikate und Versicherungen darauf, falls etwas schiefgeht mit diesen Produkten. Aber anstatt diese Produkte zu nutzen, um reale Geschäfte abzusichern, wird der Handel damit selbst zum Geschäftsmodell. Das treibt Blüten bis hin zu der Tatsache, dass beispielsweise die auf dem Papier gehandelte Menge Gold diejenige Menge, die wirklich existiert, bei weitem übertrifft. Und das ist schlecht. Sehr schlecht. Aber deswegen die Banken zu zerschlagen, ist noch schlechter.
Ich bin auch nicht der Meinung, dass sich seit der Finanzkrise in der Branche nichts getan hätte. Dass die Banken nichts gelernt hätten oder zumindest nicht zum Lernen gezwungen worden wären. In gewisser Weise ist die Unsicherheit darüber, wie meine Bank wirklich dasteht, sogar eine Folge dieses Lernprozesses: Wir alle haben von unseren Banken verlangt, unser Geld in sichere Werte anzulegen. Was gab es Sichereres als Staatsanleihen aus unseren eigenen Ländern? Unter dem Sicherheitsaspekt konnte da keine Aktie mithalten, ja nicht einmal das eine oder andere Edelmetall. Inzwischen aber haben die Länder selbst, indem sie nie ernsthafte Anstrengungen machten, ihre Schulden in den Griff zu bekommen, dafür gesorgt, dass Kredite an sie alles andere als eine sichere Anlage geworden sind. Und nun stehen die Banken da mit ihren Staatsanleihen in den Büchern, zu denen ihnen so viele nach der Finanzkrise geraten hatten.
Hier, lieber Leser, müssen Sie einhaken. Sie müssen Ihren Vermögensverwalter danach fragen, was seine Antwort auf die Krise ist. Nach der ersten Runde der Finanzkrise Ihr Geld in Staatsanleihen zu parken, dann in Schockstarre zu verfallen – das ist nicht genug. Vermögensberater müssen weiter denken. Es gibt eine Zeit nach der Krise, wo jedes Depot die Schubkraft braucht, um sich zu erholen, um zu wachsen und die Zeit der Verluste auszugleichen. Um vorzubauen für das, was kommt. Dafür brauchen die Berater Ideen. Sie müssen Antworten geben auf Fragen nach der Nachhaltigkeit des Rohstoffbooms, nach dem wahren Wert von Gold, nach dem Risiko von Anleihen und nach den Chancen von Aktien.
Und Sie, liebe Vermögensinhaber, müssen diese Antworten nicht nur einfordern, sondern auch überprüfen können. Deswegen gibt es beispielsweise den Wirtschaftsteil Ihrer Zeitung, und deswegen gibt es beispielsweise auch den Elite Report. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Ideenkontrolle.